Februar - Den anderen über den Tisch ziehen

(c) istock
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Einst kochte Jakob ein Gericht. Esau aber kam erschöpft vom Feld.
Und Esau sprach zu Jakob: Lass mich doch schnell von diesem Gericht essen.
Jakob aber sprach: Verkaufe mir zuvor dein Erstgeburtsrecht.
Esau sprach: Ach, ich sterbe fast vor Hunger. Was soll mir da die Erstgeburt?
Jakob sprach: Zuerst schwörst du mir! Und er schwor ihm und verkaufte Jakob sein Erstgeburtsrecht.
Da gab Jakob dem Esau Brot und Linsen.
(1. Mose 25, 29-34)


Was für ein verführerischer Duft liegt in der Luft.
Mein Bauch knurrt.
Ich komme fast um vor Hunger.
Ich brauche jetzt unbedingt etwas zwischen den Zähnen, koste es, was es wolle.
Um alles Weitere kümmere ich mich dann später.

Das ist mein Moment.
Endlich habe ich ihn an der Angel.
Essen war schon immer sein Schwachpunkt.
Ich wusste, dass er nicht widerstehen kann
und mir für einen Teller Linsensuppe sein Erstgeburtsrecht verhökert.
Nun bin ich an der ersten Stelle.
Nun habe ich den Platz an der Sonne.

Ich wurde über den Tisch gezogen.
Der andere hat mich ausgetrickst.
Es war nicht nur ein Spiel.
Meine Wut macht mich rasend.
Ich könnte ihn umbringen.
Ich bin auch wütend auf mich, dass ich das mit mir machen liess
und das falsche Spiel nicht durchschaut habe.

Nun ist auch meine Lage aussichtslos.
Ich habe mir zwar einen Vorteil erschlichen.
Aber die Rechnung ist trotzdem nicht aufgegangen.
Der Bumerang kommt zurück.
Ich muss meine nackte Haut retten vor dem Zorn des Bruders.

Die Schwäche des anderen nicht zum eigenen Vorteil ausnutzen.
Lieber als Verlierer dastehen statt den anderen demütigen.
Dem anderen etwas gönnen und zu den eigenen Bedürfnissen stehen.
Nicht an der Gewaltspirale weiterdrehen.
Die andere Backe hinhalten statt zurückschlagen.
Die Beziehung nicht aufs Spiel setzen.
Dem Frieden dienen.