Gottes Barmherzigkeit ist wie eine Quelle
Ittinger-Meditation Mai 2025

Wir leben in einer kalten Welt, oft regiert Unbarmherzigkeit.
Ich sehe Menschen, die einander nichts gönnen, die einander verurteilen und abwerten.
Der Ton wird rauer, das Miteinander kälter.
Statt Verständnis gibt es Schuldzuweisungen.
Statt Mitgefühl oft Gleichgültigkeit oder sogar Schadenfreude.
Auch ich bin davor nicht gefeit.
Wie leicht lasse ich mich anstecken von diesem Klima.
Wie schnell kann auch mein eigenes Herz hart werden.
Doch tief in mir spüre ich eine Sehnsucht nach einem anderen Weg.
Nach einem liebevollen Blick auf die Menschen.
Nach einem weichen, barmherzigen Herzen.
In diese unbarmherzige Welt spricht Jesus sein Wort hinein:
Selig die Barmherzigen,
denn sie werden Erbarmen finden.
(Matthäus 5, 7)
Barmherzigkeit beginnt bei mir.
Sie beginnt nicht erst in grossen Taten.
Sie fängt in meinem Innersten an –
in meinem Blick auf den anderen, in meiner Haltung, in meinem Denken.
Barmherzigkeit beginnt dort, wo ich mich entschliesse, nicht zu verurteilen.
Wo ich bereit bin, Verständnis zu suchen statt Schuldige.
Wo ich im Kleinen helfe –
mit einem freundlichen Wort, einem offenen Ohr, einer stillen Geste der Zuwendung.
Barmherzigkeit beginnt, wenn ich mein Herz weich werden lasse.
Wenn ich die Härte, die sich manchmal einschleicht, Gott hinhalte.
Wenn ich mich daran erinnere, wie sehr ich selbst auf Erbarmen angewiesen bin – Tag für Tag.
Barmherzigkeit beginnt letztlich im Herzen Gottes.
Er ist der Barmherzige.
Er schaut mich mit einem liebenden, barmherzigen Blick an.
Lange bevor ich etwas leiste, lange bevor ich es verdient hätte.
Er kennt meine Schwächen, meine Grenzen, meine Schuld –
und liebt mich trotzdem.
Mit einer Liebe, die heilt, vergibt, aufrichtet.
Seine Barmherzigkeit ist wie eine Quelle, die nie versiegt.
Sie fliesst in mein Herz.
Und von dort hinaus zu den Menschen um mich herum.
Wenn ich barmherzig bin, dann spiegelt sich Gottes eigenes Herz in mir.
Ich werde zu einem kleinen Zeichen seiner grossen Liebe.
Ich werde innerlich weiter, freier, lebendiger.
Jedes Mal, wenn ich mich entscheide,
liebevoll zu handeln, nicht zu urteilen, zu helfen, zu vergeben –
dann erfahre ich selbst Gottes Erbarmen.
Je mehr ich mich auf Gottes Barmherzigkeit einlasse,
desto mehr kann ich selbst barmherzig werden.
Und desto tiefer verankert sich die Gewissheit in mir:
Gott ist barmherzig mit mir.
Thomas Bachofner